Mittlerweile solltest Du Dich in den git help Seiten zurechtfinden und das meiste verstanden haben. Trotzdem kann es langwierig sein, den exakten Befehl zur Lösung einer bestimmten Aufgabe herauszufinden. Vielleicht kann ich Dir etwas Zeit sparen: Nachfolgend findest Du ein paar Rezepte, die ich in der Vergangenheit gebraucht habe.
Bei meinen Projekten verwaltet Git genau die Dateien, die ich archivieren und für andere Benutzer veröffentlichen will. Um ein tarball-Archiv des Quellcodes zu erzeugen, verwende ich den Befehl:
$ git archive --format=tar --prefix=proj-1.2.3/ HEAD
Git mitzuteilen, welche Dateien man hinzugefügt, gelöscht und umbenannt hat, ist für manche Projekte sehr mühsam. Stattdessen kann man folgendes eingeben:
$ git add . $ git add -u
Git wird sich die Dateien im aktuellen Verzeichnis ansehen
und sich die Details selbst erarbeiten. Anstelle des zweiten
Befehl kann man auch git commit
-a
ausführen, falls man an dieser Stelle ohnehin
comitten möchte. Siehe
git help ignore
um zu sehen, wie man Dateien definiert, die ignoriert werden
sollen.
Man kann das aber auch in einem einzigen Schritt ausführen mit:
$ git ls-files -d -m -o -z | xargs -0 git update-index --add --remove
Die -z und
-0 Optionen
verhindern unerwünschte Nebeneffekte durch Dateinamen mit
ungewöhnlichen Zeichen. Da diese Anweisung aber auch zu
ignorierende Dateien hinzufügt, kann man noch die
-x
oder -X
Option hinzufügen.
Hast Du es zu lange versäumt zu comitten? Hast Du so versessen programmiert, dass Du darüber die Quellcodeverwaltung vergessen hast? Machst Du eine Serie von unabhängigen Änderungen, weil es Dein Stil ist?
Keine Sorge, gib ein:
$ git add -p
Für jede Änderung, die Du gemacht hast, zeigt Git Dir die Codepassagen, die sich geändert haben und fragt, ob sie Teil des nächsten Commit sein sollen. Antworte mit "y" für Ja oder "n" für Nein. Du hast auch noch andere Optionen, z.B. den Aufschub der Entscheidung; drücke "?" um mehr zu erfahren.
Wenn Du zufrieden bist, gib
$ git commit
ein, um exakt die ausgewählten Änderungen zu comitten (die "inszenierten" Änderungen). Achte darauf, nicht die Option -a einzusetzen, anderenfalls wird Git alle Änderungen comitten.
Was ist, wenn Du viele Dateien an verschiedenen Orten bearbeitet hast? Jede Datei einzeln nachzuprüfen, ist frustrierend und ermüdend. In diesem Fall verwende git add -i, dessen Bedienung ist nicht ganz einfach, dafür aber sehr flexibel. Mit ein paar Tastendrücken kannst Du mehrere geänderte Dateien für den Commit hinzufügen (stage) oder entfernen (unstage) oder Änderungen einzelner Dateien nachprüfen und hinzufügen. Alternativ kannst Du git commit --interactive verwenden, was dann automatisch die ausgewählten Änderungen commited, nachdem Du fertig bist.
Bis jetzt haben wir Git’s berühmten Index gemieden, aber nun müssen wir uns mit ihm auseinandersetzen, um das bisherige zu erklären. Der Index ist ein temporärer Bereitstellungsraum. Git tauscht selten Daten direkt zwischen Deinem Projekt und seiner Versionsgeschichte aus. Vielmehr schreibt Git die Daten zuerst in den Index, danach kopiert es die Daten aus dem Index an ihren eigentlichen Bestimmungsort.
Zum Beispiel ist commit -a eigentlich ein zweistufiger Prozess. Der erste Schritt erstellt einen Schnappschuss des aktuellen Status jeder überwachten Datei im Index. Der zweite Schritt speichert dauerhaft den Schnappschuss, der sich nun im Index befindet. Ein Commit ohne die -a Option führt nur den zweiten Schritt aus und macht nur wirklich Sinn, wenn zuvor eine Anweisung angewendet wurde, welche den Index verändert, wie zum Beispiel git add.
Normalerweise können wir den Index ignorieren und so tun, als würden wir direkt aus der Versionsgeschichte lesen oder in sie schreiben. In diesem Fall wollen wir aber mehr Kontrolle, also manipulieren wir den Index. Wir erstellen einen Schnappschuss einiger, aber nicht aller unser Änderungen im Index und speichern dann diesen sorgfältig zusammengestellten Schnappschuss permanent.
Der HEAD Bezeichner ist wie ein Cursor, der normalerweise auf den jüngsten Commit zeigt und mit jedem neuen Commit voranschreitet. Einige Git Anweisungen lassen Dich ihn manipulieren. Zum Beispiel:
$ git reset HEAD~3
bewegt den HEAD Bezeichner drei Commits zurück. Dadurch agieren nun alle Git Anweisungen, als hätte es die drei letzten Commits nicht gegeben, während Deine Dateien unverändert erhalten bleiben. Siehe auf der Git Hilfeseite für einige Anwendungsbeispiele.
Aber wie kannst Du zurück in die Zukunft? Die vergangenen Commits wissen nichts von der Zukunft.
Wenn Du den SHA1 Schlüssel vom originalen HEAD hast, dann:
$ git reset 1b6d
Aber stell Dir vor, Du hast ihn niemals notiert? Keine Sorge: Für solche Anweisungen sichert Git den original HEAD als Bezeichner mit dem Namen ORIG_HEAD und Du kannst gesund und munter zurückkehren mit:
$ git reset ORIG_HEAD
Möglicherweise reicht ORIG_HEAD nicht aus. Vielleicht hast Du gerade bemerkt, dass Du einen kapitalen Fehler gemacht hast, und nun musst Du zu einem uralten Commit in einem länst vergessenen Branch zurück.
Standardmäßig behält Git einen Commit für mindesten zwei Wochen,
sogar wenn Du Git anweist, den Branch zu zerstören, in dem er
enthalten ist. Das Problem ist, den entsprechenden SHA1-Wert
zu finden. Du kannst Dir alle SHA1-Werte in .git/objects
vornehmen und ausprobieren ob
Du den gesuchten Commit findest. Aber es gibt einen
viel einfacheren Weg.
Git speichert jeden errechneten SHA1-Wert eines
Commits in
.git/logs
. Das Unterverzeichnis
refs
enthält den Verlauf aller
Aktivitäten auf allen Branches, während HEAD
alle SHA1-Werte enthält, die jemals
diese Bezeichnung hatten. Die letztere kann verwendet werden,
um SHA1-Werte von Commits zu finden, die sich in
einem Branch befanden,
der versehentlich gestutzt wurde.
Die reflog Anweisung bietet eine benutzerfreundliche Schnittstelle zu diesen Logdateien. Versuche
$ git reflog
Anstatt SHA1-Werte aus dem reflog zu kopieren und einzufügen, versuche:
$ git checkout "@{10 minutes ago}"
Oder rufe den fünftletzten Commit ab, mit:
$ git checkout "@{5}"
Siehe in der „Specifying Revisions“ Sektion von git help rev-parse für mehr.
Vielleicht möchtest Du eine längere Gnadenfrist für todgeweihte Commits konfigurieren. Zum Beispiel:
$ git config gc.pruneexpire "30 days"
bedeutet, ein gelöschter Commit wird nur dann endgültig verloren sein, nachdem 30 Tage vergangen sind und git gc ausgeführt wurde.
Du magst vielleicht auch das automatische Ausführen von git gc abstellen:
$ git config gc.auto 0
wodurch Commits nur noch gelöscht werden, wenn Du git gc manuell aufrufst.
In echter UNIX Sitte erlaubt es Git’s Design, dass es auf einfache Weise als Low-Level-Komponente von anderen Programmen benutzt werden kann, wie zum Beispiel grafischen Benutzeroberflächen und Internetanwendungen, alternative Kommandozeilenanwendungen, Patch-Werkzeugen, Import- und Konvertierungswerkzeugen und so weiter. Sogar einige Git Anweisungen selbst sind nur winzige Skripte, wie Zwerge auf den Schultern von Riesen. Mit ein bisschen Handarbeit kannst Du Git anpassen, damit es Deinen Anforderungen entspricht.
Ein einfacher Trick ist es, die in Git integrierte Aliasfunktion zu verwenden, um die am häufigsten benutzten Anweisungen zu verkürzen:
$ git config --global alias.co checkout $ git config --global --get-regexp alias # display current aliases alias.co checkout $ git co foo # same as 'git checkout foo'
Etwas anderes ist der aktuelle Branch im Prompt oder Fenstertitel. Die Anweisung
$ git symbolic-ref HEAD
zeigt den Namen des aktuellen Branch. In der Praxis möchtest Du aber das "refs/heads/" entfernen und Fehler ignorieren:
$ git symbolic-ref HEAD 2> /dev/null | cut -b 12-
Das contrib
Unterverzeichnis
ist eine Fundgrube von Werkzeugen, die auf Git aufbauen. Mit
der Zeit können einige davon zu offiziellen Anweisungen
befördert werden. Auf Debian und Ubuntu, findet man dieses
Verzeichnis unter /usr/share/doc/git-core/contrib
.
Ein beliebter Vertreter ist workdir/git-new-workdir
. Durch cleveres
verlinken erzeugt dieses Skript ein neues Arbeitsverzeichis,
das seine Versionsgeschichte mit dem original Repository teilt:
$ git-new-workdir ein/existierendes/repo neues/verzeichnis
Das neue Verzeichnis und die Dateien darin kann man sich als Clone vorstellen mit dem Unterschied, dass durch die gemeinschaftliche Versionsgeschichte die beiden Versionen automatisch synchron bleiben. Eine Synchronisierung mittels merge, push oder pull ist nicht notwendig.
Heutzutage macht es Git dem Anwender schwer, versehentlich Daten zu zerstören. Aber, wenn man weiß, was man tut, kann man die Schutzmaßnahmen der häufigsten Anweisungen umgehen.
Checkout: Nicht versionierte Änderungen lassen checkout scheitern. Um trotzdem die Änderungen zu zerstören und einen vorhandenen Commit abzurufen, benutzen wir die force Option:
$ git checkout -f HEAD^
Auf der anderen Seite, wenn Du einen speziellen Pfad für checkout angibst, gibt es keine Sicherheitsüberprüfungen mehr. Der angegebene Pfad wird stillschweigend überschrieben. Sei vorsichtig, wenn Du checkout auf diese Weise benutzt.
Reset: Reset versagt auch, wenn unversionierte Änderungen vorliegen. Um es zu erzwingen, verwende:
$ git reset --hard 1b6d
Branch: Branches zu löschen scheitert ebenfalls, wenn dadurch Änderungen verloren gehen. Um das Löschen zu erzwingen, gib ein:
$ git branch -D dead_branch # instead of -d
Ebenso scheitert der Versuch, einen Branch durch ein move zu überschreiben, wenn das einen Datenverlust zur Folge hat. Um das Verschieben zu erzwingen, gib ein:
$ git branch -M source target # instead of -m
Anders als bei checkout und reset verschieben diese beiden
Anweisungen das Zerstören der Daten. Die Änderungen bleiben
im .git Unterverzeichnis gespeichert und können wieder
hergestellt werden, wenn der entsprechende SHA1-Wert aus
.git/logs
ermittelt wird (siehe
"KOPF-Jagd" oben). Standardmäßig bleiben die Daten mindestens
zwei Wochen erhalten.
Clean: Verschiedene git Anweisungen scheitern, weil sie Konflikte mit unversionierten Dateien vermuten. Wenn Du sicher bist, dass alle unversionierten Dateien und Verzeichnisse entbehrlich sind, dann lösche diese gnadenlos mit:
$ git clean -f -d
Beim nächsten Mal werden diese lästigen Anweisung gehorchen!
Dumme Fehler verschmutzen meine Repositories. Am schrecklichsten sind fehlende Dateien wegen eines vergessenen git add. Kleinere Verfehlungen sind Leerzeichen am Zeilenende und ungelöste merge-Konflikte: obwohl sie harmlos sind, wünschte ich, sie würden nie in der Öffentlichkeit erscheinen.
Wenn ich doch nur eine Trottelversicherung abgeschlossen hätte, durch Verwendung eines hook, der mich bei solchen Problemen alarmiert.
$ cd .git/hooks $ cp pre-commit.sample pre-commit # Older Git versions: chmod +x pre-commit
Nun bricht Git einen Commit ab, wenn es überflüssige Leerzeichen am Zeilenende oder ungelöste merge-Konflikte entdeckt.
Für diese Anleitung hätte ich vielleicht am Anfang des pre-commit hook folgendes hinzugefügt, zum Schutz vor Zerstreutheit:
if git ls-files -o | grep '\.txt$'; then echo FAIL! Untracked .txt files. exit 1 fi
Viele Git Operationen unterstützen hooks; siehe git help hooks. Wir haben den Beispiel hook post-update aktiviert, weiter oben im Abschnitt Git über HTTP. Dieser läuft immer, wenn der HEAD sich bewegt. Das Beispiel post-update Skript aktualisiert Dateien, welche Git für die Kommunikation über Git-agnostic transports wie z.B. HTTP benötigt.